Öffnung der Hochschulen

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Podiumsgespräch 2012

Öffnung der Hochschulen

Vortrag Gesine Schwan

  • Offene Hochschulen sind in der Theorie nicht umstritten. Es gibt nur Widerstand in der Praxis, meist von älteren, männlichen Professoren.
  • Es spricht nichts dagegenn, aber es gibt viel, was dagegen wirkt.
  • falsches Selbstwertgefühl, falscher Stolz
  • Zielkonflikt: Öffnung vs. Qualität
  • Das Erkenntniserwerbsprinzip sei an einem Kindergarten nicht viel anders als an einer Hochschulen, wenn es gelingen soll. (Schwan kennt also keinen Entwicklungsprozess und keine Stufen der Entwicklung. Die Methode bleibe immer gleich. )
  • In POen werde noch ein sehr primitives Weltbild praktiziert. „Akademische Qualität“ sei ein Schockwort.
  • Humboldtsches Bildungsideal: forschend lernen aus eigener Erfahrung in Kommunikation mit anderen, die auch lernen. Ergebnis sei, dass man das Gelernte in seinem Begründungszusammenhang nachvollziehen kann.
  • Das Humboldtsche Lernen sei überall in der Wirklichkeit möglich. Die Hochschule sei dafür kein besonderer Raum. Die Hochschule wird sogar zu einem besonders schlechten Raum, wenn er sich abschneidet von anderen Tätigkeitsfeldern.
  • Potenzialentfaltung statt Mängelbehebung!
  • Konventionell: Frontal + Multiple Choice. Die gut organisierten schaffen das.
  • Potenzialentfaltung kümmert sich um jeden. 3 x Lehrpersonal + Peer Learning …
  • Offene Hochschulen bedeute konsequente Erhöhung der Ressourcen für Hochschulen. Die Heterogenität der Studierendenschaft lasse sich nicht anders bewältigen. Andernfalls werde es unehrlich.

Notizen Podiumsdiskussion

  • Gesine Schwan: „Es gibt eigentlich nichts, was gegen Offene Hochschulen spricht, aber Vieles, was dagegen wirkt.“
  • Offene Hochschulen hat NICHT das Ziel, noch mehr Menschen an die HSen zu bekommen, noch mehr Menschen an den alten Typus „Normstudent“ anzupassen

Gründe für Offene Hochschulen

  • Potenzial nicht ausgeschöpft
  • manche Menschen-Typen nicht hinreichend gewonnen
  • Selektivität des Systems HS fehlerhaft
  • Zu wenig Nicht-Akademiker-Kinder an Hochschulen
  • Zu wenig Migranten an Hochschulen
  • HS noch nicht „intellektuelle Heimat“ für diese Gruppen
  • Problem: große Binnendifferenzierung des deutschen Bildungssystems ohne genügenden Brücken zwischen den verschiedenen Systemen

Ziele des Projektes „Offene Hochschulen“

  • Transdisziplinarität Berufspraxis <=> Wissenschaft
  • Berufspraxis <=> Wissenschaft zusammen bringen, vernetzen
  • Wissenschaftskonzept neu hinterfragen
  • Wie geht der akademische Betrieb mit der Gesellschaft um?
  • Wie geht die Gesellschaft mit dem akademischen Betrieb um?
  • Ist das Thema „Offene HSen“ lediglich eine neue Akquise-Strategie für Hochschulen?

Welche Art von Öffnung ist gemeint?

  • nicht quantitativ, sondern qualitativ

Ideal „Ganzheitliche Bildung“

  • Vorbild Skandinavien

Akademische Qualität

  • große Unterschiede bei Absolventen

Erfolgsfaktoren für die Karriere

  • akademische Qualifikation nicht Voraussetzung
  • gesunde Mischung
  • Diversität in der Arbeitswelt

Strukturen schaffen für zweiten akademischen Frühling

  • Akademische Forschung nach langer Berufserfahrung

Weichen werden viel früher gestellt

  • Schulen haben eine soziale Trennung eingebaut

AG „First-Generation Academics“

  • Bedürfnisse aufnehmen und Maßnahmen entwickeln
  • z.B. Sicherung von Selbstwertgefühl

Zielgruppenkonzept der Hochschulen neu konzipieren

  • Nicht mehr nur der 19-jährige Abiturient
  • Brücken zu allen anderen Bildungsuniversen
  • Diversität
  • Industrie braucht nicht nur akademische Elite
  • Gesellschaft braucht nicht nur akademische Elite

Grundannahmen des akademischen Studiums hinterfragen:

  • Was ist überhaupt akademisch?
  • Muss der Professor die Rolle der akademischen Autorität übernehmen?
  • Weiß der Professor tatsächlich mehr als der Student?
  • Müssen wir Präsenz verlangen?
  • Abitur?
  • Bewertung?
  • Prüfung?
  • Einzelleistung?
  • alleine lernen?
  • Theoretisches Lehrbuch statt praktischer Projekte?
  • Deduktive statt induktive Methoden?
  • Welche Standardisierungen wollen wir?
  • Welche Garantien wollen wir geben?

Wissenschaft 2.0

  • Erst die neue Wissenschaftskultur entwickeln, konstruieren, bestimmen.
  • Dann die Strukturen und Prozesse.
  • Dann die Technik dahinter legen.
  • Sehr viel Rückenwind von der Gesellschaft.
  • Keine Industrialisierung der Wissenschaft!

Offene Hochschulen = „Bildung Unlimited

  • Studium Generale / Individuale
  • Zersplitterung in Fachdisziplinen nur oberflächlich gut

Zielkonflikt Binnendifferenzierung <=> Einheit

  • 100 Jahre Optimierung der Bildungsanstrengungen hat durch Standardisierung und Selektion zu einer immer weiter gehenden Binnendifferenzierung geführt.
  • 50 Jahre Offene Kulturen und Europa verlangen immer mehr nach Pluralität, Interdisziplinarität bis hin zur Integration. Wir brauchen nicht nur Spezialisten, sondern auch Generalisten.
  • 20 Jahre Globalisierung und Internet hat zu einer Innovationsbeschleunigung in den Berufen geführt, für die nicht mehr standardisiert ausgebildet und selektiert werden kann.

Zielkonflikt Selektion <=> Inklusion

  • Selektion: Wir wollen nur die Besten.
  • Inklusion: Niemand darf verloren gehen.
  • => Jeder soll der Beste werden
  • Optimierung der Potenzialhebung
  • Ignorieren der Grenzen der Potenzialhebung
  • => Der Lehrer ist schuld, weil noch nicht hinreichend optimiert?

Offene HSen vs. Öffnung der HSen

  • rechtliche Regelung
  • Liberalisierung des HS-Zugangs
  • 50% des Studiums können auch außerhalb erworben sein
  • => keine Auswirkungen, weil es zu wenig Nicht-Traditionell-Studierende gibt.
  • Welche Rahmenbedingungen braucht eine offene Hochschule? Schwan: Dreimal so viele Dozenten!
  • Chemnitz: 2+4. 2 = Studierfähigkeit.
  • Hebammenfunktion

Öffnung =? Weiterbildung / Öffnung zur Weiterbildung

  • Weiterbildender Master: plötzlich das Prinzip der totalen Kostendeckung?
  • Unsinnig: Wer 1 Jahr Berufserfahrung vor seinem Master sammelt, muss plötzlich alles selber zahlen.

Kapazitätsverordnung verhindere, dass man Kapazitäten in einen berufsbegleitenden Bachelor schiebe.

Fazit: 

  • Nicht nur Öffnung für eine neue Klientel, sondern auch kulturelle Öffnung.
  • Mehr Öffnung erfordert mehr Geld und Personal.
  • „Die IT rettet die Öffnung“.
  • Der politische Wille und die wirksamen Systemanreize passen nicht immer zusammen.
  • Wer lebenslanges Lernen will, dürfe das nicht bestrafen.
  • Bildung auf Sparflamme funktioniere nicht.
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