Rituale der Produktivität

Rituale der Produktivität sind wiederkehrende Handlungsweisen,
die einen besonders produktiv werden lassen.
Ideen und Handlungen geraten in einen mühelosen Flow.
Arbeit macht Spaß.

Beispielsweise gibt es das Ritual,
Gespräche zu führen,
darin Ideen klarer heraus zu arbeiten,
um diese dann sofort ohne Unterbrechung aufzuschreiben
oder umzusetzen.

Gespräche erzeugen einen gemeinsamen Raum des Verständnisses und der Intuition.
Der führende amerikanischen Philosoph Daniel Dennet beschreibt mit Intuition Pumps
Zugänge zur Intuition und Werkzeuge, intensiver mit Intuition zu arbeiten.
Die Ideen sind unmittelbar nieder zu schreiben und umzusetzen,
sonst sind sie weg
und es handelte sich nur um ein Strohfeuer.

Manchmal sind die Rituale der Produktivität auch an Orte geknüpft.
Bei den einen ist es die Bibliothek, bei den anderen das Atelier
oder das Café, in dem die Ideen nur so sprudeln und heraus wollen,
ohne dass man sich groß anstrengen muss.
In der Architektur bekommt Gestaltung zur Förderung kreativen Arbeitens
eine immer größere Bedeutung.

Wir hatten mal russische Gastwissenschaftler,
die wochenlang ins Gespräch vertieft im Flur des Instituts
hoch und runter gingen und intensiv miteinander diskutierten,
um sich erst dann nach wochenlangem „Vorlauf“ an die Umsetzung zu machen.

Der gemeinsame Raum der Intuition ist wertvoll.
Der Zugang zur Intuition ist ein hohes Gut.
Allzu leicht machen ihn Unterbrechungen zunichte.
Dann fängt man nach der Unterbrechung wieder von vorne an
und kommt nicht so recht vom Fleck.

Das ist der Segen und Fluch der Smartphones:
Einerseits erlauben sie eine Verlängerung der Teamarbeit
über Ortsverschiedenheiten hinweg.
Anderseits sorgen sie für ständige Unterbrechungen
und reißen einen aus dem Strom der Erkenntnis heraus.

Wie kann man den Strom der Erkenntnis verstetigen
und die Arbeit mit der Intuition nachhaltiger gestalten?
Kann man einen gemeinsamen Raum der Intuition auch online haben?
Ist Präsenz Voraussetzung?

Bloggen ist öffentliches Nachdenken.
Das steht in der Tradition der großen Philosophen
von Sokrates bis Wittgenstein.
Mit dem öffentlichen Nachdenken stellt man sich mit seinen Ideen der Realität
und der Auseinandersetzung in einer unfertigen Art und Weise,
die ein weiteres Herantasten erlaubt und weitere Verfeinerungsstufen zur Folge hat.
Es geht nicht um die perfekte Idee, sondern um den Prozess
der Erkenntnisgewinnung durch ein offenes Herantasten.
Das war schon immer der Geist des wissenschaftlichen Arbeitens
und ist nichts Neues,
einfach nur eine Art des „Klarlernens“.
Durch die Reduktion auf Fertiges, auf Perfektes,
ist er jedoch auch immer der Gefahr ausgesetzt,
an den Rand gedrückt zu werden.

Es ist eine offene Frage, wie moderne Technologien
uns bei diesem Prozess unterstützen können.
Der Konflikt, einerseits gemeinsame Räume der Intuition und Teamproduktivität
in der Hosentasche überall hin mitnehmen zu wollen
und andererseits deswegen aber auch dauernd unterbrochen und aus dem Strom der Ideen herausgerissen werden
bedarf einer weiteren Betrachtung.

Der berühmte Vater der Informatik und Stanford-Professor Donald Knuth berichtete einmal,
dass er bereits E-Mails als Unterbrechung und Fremdsteuerung empfinde
und diese daher nur einmal pro Semester lese.

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