Lerntheorien sind keine Theorien.

Was ist eine Theorie? Eine Theorie ist eine Menge von konsistenten Sätzen, die immer gelten, also allgemeingültig sind (Man sagt auch „Tautologien“). D.h. ein einziges Gegenbeispiel zu nur einem Satz aus einer Theorie reicht aus, um die Theorie zu kippen, d.h. zu widerlegen. Das ist ein hoher Anspruch, den die Logik an Theorien stellt. Werden Lerntheorien diesem Anspruch gerecht? Können Lerntheorien überhaupt diesem Anspruch gerecht werden? Nein, denn Menschen sind verschieden und es gibt so viel verschiedene Lernwege, -zugänge, -praktiken, -typen, dass man immer zu jeder Lerntheorie Ausnahmen und Gegenbeispiele finden kann. Lerntheorien sind daher niemals allgemeingültig und können folglich keine Theorien im strengen logischen Sinne sein.

Kurz: Lerntheorien sind keine Theorien.

Lerntheorien sind lediglich Sichtweisen, mit denen man auf den Lernprozess schauen und diesen modellieren kann. Es handelt sich um kognitive Brillen, Färbungen, Voreingenommenheiten (engl. bias) oder gar Ideologien.

In Wikipedia heißt es generell zu Lerntheorien unter dem Abschnitt „Kritik“:
Die Kritiker der Lerntheorien nennen zwei wesentliche Punkte:[3] Zum einen weisen sie darauf hin, dass Lerntheorien nur abgeschautes / nachgemachtes Verhalten erklären können. Es gebe daher keine Erklärung für neues Verhalten, also für Innovation oder Kreativität. Zusätzlich handele es sich bei der Mehrzahl der beobachteten Lernvorgänge um die Verstärkung von Leistungen, die einen Mangelzustand (z. B. Hunger oder Durst) ausgleichen sollen. Kritiker sehen das volle Potenzial des Menschen aber erst dann verwirklicht, wenn übergeordnete Motive angestrebt werden (z. B. Streben nach Selbstverwirklichung). Diese werden – so die Kritiker – bei den Lerntheorien außer Acht gelassen. Einige der Einwände werden redundant, wenn die rein lerntheoretischen Ansätze um kognitive Prozesse erweitert werden, so etwa Banduras sozial-kognitive Lerntheorie.
Der
kritische Rationalismus hält die einschlägigen Lerntheorien für schlichtweg unvollständig. Demnach besteht der eigentliche Lernprozess, den die einschlägigen Lerntheorien übersähen, in Wirklichkeit aus freier Setzung plus kritischer Prüfung. Sie beschrieben lediglich den Vorgang, durch den eine einmal so gelernte Theorie vom Bewusstsein in das Unterbewusstsein verlagert werde, so dass z.B. eine erlernte Tätigkeit unbewusst und auf Abruf ausgeführt werden könne.

„Selbstorganisiert“ und „Lernen“ (im Sinne von abgeschautem / nachgemachtem Verhalten) stehen (ab einem gewissen Schwellwert der Freiheit der Selbstorganisation) bereits im Widerspruch.

Selbstbestimmtheit ist mehr als Selbstorganisation. Bei Selbstorganisation beschränkt man das Selbstbestimmte lediglich auf das Organisatorische. D.h. Ziele werden festgeschrieben und der Lerner darf lediglich selbst organisieren, wie er das Ziel erreicht. Ob er dann dazu noch Lust hat?

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