Kant hatte uns noch Mut zugesprochen, den eigenen Verstand zu gebrauchen (Sapere aude, lat. wörtlich: „Wage zu schmecken“, „sapere“ enthält die Wurzel „sap-„, „schmecken“, „riechen“, „merken“, im übertragenen Sinne „bemerken“; „sapiens“ ist sowohl der Feinschmecker als auch der Weise, der Philosoph. Bewusstsein als bewusstes schmecken. Das kann man nur selber. Das entzieht sich jeder Kopiermöglichkeit.).
Neues zu denken erfordert Mut. Den ausgetretenen Pfaden zu folgen, ist so viel einfacher und bequemer.
Die Zukunft kann auch ganz anders sein. Nicht als lineare Fortsetzung der Vorstellungen der Gegenwart. Das zu denken erfordert Flexibilität und Offenheit. Jetzt. Von allen.
In der Vergangenheit war es ganz natürlich, dass ältere Menschen gesagt haben: „Diese Zukunft ist nicht mehr meine Zukunft. Soll die nächste Generation damit glücklich werden.“ Das war eine Art Generationenwechsel und ein legitimes Verabschieden von Zukunftsgestaltung.
Früher war Wissenschaft die wichtigste Zukunftsgestalterin. Heute überholen Technikentwicklung und globale Produkte die Wissenschaft (siehe z.B. Michael Kerres über Google+). Angesichts der immer schnelleren Innovationszyklen führt die ehemals verständliche Haltung des Generationenwechsels heute zu einer Zukunftsablehnung und Innovations- und Technik-Feindlichkeit immer jüngerer Menschen. Das kann sich eine Gesellschaft eigentlich nicht leisten.
Die Wurzel-Ursache liegt dabei in der Flexibilität und Offenheit des Denkens, dem Mut, Neues zu denken. Lebenslange Lernfähigkeit wird zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit.