Was macht das Internet mit unseren Gehirnen? Rough Type alias Nicholas Carr beschreibt in seinem Buch „The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains“ einige Effekte, nachzulesen auch ich seinem Blog „Rough Type“.
Drei Psychologinnen Sparrow (Columbia University), Jenny Liu (University of Wisconsin at Madison) and Daniel Wegner (Harvard) fanden heraus, dass wir uns Dinge schlechter merken, wenn wir wissen, dass sie uns auf Abruf bei Bedarf zur Verfügung stehen – und das gilt ja mittlerweile für fast alle Informationen im Internet: Eine Google-Abfrage – und schon landet man an der gewünschten Stelle, vorausgesetzt, der Suchbegriff ist scharf genug (diskriminant).
Ein Gedächtnis wie ein Sieb ist das Resultat. Die Motivation, sich Informationen selbst zu merken, sinkt also durch das Internet. Das hat Konsequenzen: Wenn wir uns Informationen im Gehirn merken, speichern wir sie nicht nur ab, sondern verknüpfen sie auch mit anderen Informationen. So entsteht eine Tiefenstruktur. Tiefenstruktur ist ein Merkmal für Verstehen.
Was passiert also? Die Informationsflut steigt, das Verständnis sinkt.
Daraus zu schließen, dass wir immer dümmer werden, wäre zu kurz gegriffen. Anstelle der Vernetzung der Informationen innerhalb einzelner Gehirne ist nun die Vernetzung zwischen diesen getreten. Die Verarbeitung des Gelesenen geschieht nicht mehr durch „stille Reflexion“, sondern „lautes Nachdenken“ in Blogs, mittels Twitter oder Google+.
Welche Konsequenzen hat das für Hochschul-Didaktik? Studenten zum Gruppenlernen, Diskutieren, Projektarbeiten und Bloggen anzuhalten, wird wichtiger. Die aktive Verarbeitung der Informationen, ihre Vernetzung und der Aufbau der Tiefenstrukturen ist heute nicht mehr selbstverständlich, sondern muss angeregt und angeleitet werden, heute durch das Internet stärker als früher.