Dematerialisierung des Wohlstands

Interview des Stifterverbandes mit Franz Josef Radermacher zur Chance der Gesellschaft:
Wir sind ein System mit einem gigantischen Antrieb, ein System ohne Bremse.
Das Individuum kann nicht viel ausrichten.
In unserer Zeit ist Global Governance entscheidend für das kollektive Überleben.

Faktor 10: 10-fachen Wohlstand bei gleichzeitiger 10-facher Ressourcenverbrauchsreduktion. D.h. Dematerialisierung des Wohlstands.

Franz Josef Radermacher: Die kommenden Tage
(II)
von Stifterverband

Dematerialisierung heißt, immer mehr wandert ins Internet, in die Cloud, ins Smart Grid, ins Web 3.0. Wir werden alles haben, alles besitzen, was zu unserem Wohlstand gehört, zumindest immateriell: Warum sollte man eine materielle Kopie in seinem persönlichen Besitz sein Eigen nennen wollen? Es reicht doch, wenn es in der Cloud liegt und jederzeit abrufbar ist. Das gilt für viele Güter wie Literatur, Wissen, Bildung, Musik, Information, Kommunikation, Interaktion, Vernetzung, Austausch, Organisation, Agenda-Setting, Selbsthilfe, Nachbarschaftshilfe, Projektarbeit, Gemeinschaft, Interessenvertretung, Partizipation, politisches Engagement, usw., alles, was ein reiches Leben ausmacht. Das Klammern an materielle Kopien gehört zu den gestrigen Gewohnheiten. Materielle Ressourcen zu verbrauchen, um immaterielle Güter genießen zu können, ist unnötig und umweltfeindlich.

Eine Dematerialisierungsstrategie ist offenbar notwendig, um aus dem unnötigen Ressourcenverbrauch und der Umweltfeindlichkeit heraus zu kommen. Ein Web, das dies leistet, könnte man Web 3.0 nennen. Web 3.0 wird eine Dematerialisierung implementieren und materiellen Besitz immaterieller Güter überflüssig machen. Während Web 2.0 das soziale Leben ins Internet gebracht hat, wird Web 3.0 dies mit dem materiellen Besitz immaterieller Güter tun, und das mit Faktor 10.

Einen großen Beitrag zur Dematerialisierungsstrategie wird das Teilen, Wiederverwenden, Weitergeben von Konsumgütern liefern (Reuse, Sharing, Second Hand, Second Use, …). Rachel Botsman spricht dies unter dem Stichwort „Kollaborativer Konsum“ an:

Lt. Time Magazin gehört diese Idee zu den 10 wichtigsten Ideen, die die Welt verändern werden, siehe „10 Ideas That Will Change the World“.

Lesenswert auch das Interview-Buch des Stifterverbandes „Die kommenden Tage“: Risiken und Chancen der Wissensgesellschaft. Das Interview-Buch vereint Bestandsaufnahmen und Experten-Meinungen zu den großen Themen des Stifterverbandes.

Siehe auch Schwerpunktthema des Hefts 4/2012 der Zeitschrift „Wirtschaft & Wissenschaft“: „Mehr als nur ein Nothelfer: Labor Zivilgesellschaft“

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