Real-time Neuro-Feedback

In seinem TEDx-Talk berichtet Judson Brewer MD PhD, ein Psychiater und Neurowissenschaftler, von seiner Forschung an der Yale Universität.

Er arbeitet mit bildgebenden Verfahren wie fMRI (functional Magnetic Resonance Imaging, ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Gewebestrukturen im Körperinneren, siehe auch Magnetresonanztomographie) und kann den Unterschied zwischen „alles gelingt mühelos im Flow“ und „sich selber im Wege stehen“ als unterschiedliche Gehirnzustände farblich darstellen. Entscheidend scheint der Zustand des „posterior cingulate cortex“ zu sein, eine Gehirnregion, die er mit fMRI beobachtet.

Real-time fMRI (rtfMRI) erlaubt die Beobachtung der Gehirnfunktionen in Echtzeit. Neuro-Feedback geschieht, wenn der Beobachter sein eigenes Gehirn über rtfMRI beobachten kann. Lernen der eigenen neuronalen Selbstregulation wird über Neuro-Feedback-Geräte wie rtfMRI möglich. Nun kann man nicht jeden Menschen in die Röhre schieben, aber mit neuer Hardware wie Emotiv EEG Headsets zeichnet sich eine Lösung ab, die Headset mit Smartphone über Bluetooth kombiniert und Neuro-Feedbacks immer und überall für jedermann und -frau ermöglicht.

Judson Brewer berichtet aus seinem Labor: Ein Novize kann in 9 Minuten den Unterschied lernen zwischen „an seinen Atem denken“ und „seinen Atem spüren“ mithilfe von Real-time Neuro-Feedback mittels rtfMRI.

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Für das Lernen dieses Unterschiedes benötigen manche Menschen Jahre, wenn sie es überhaupt jemals lernen, weil subjektives Perzeptionsverhalten und Gehirnzustände schwer kommunizierbar sind und kognitive Gewohnheiten sich häufig der bewussten Reflexion entziehen, weil man nichts anderes kennt oder zu kennen glaubt. Realität und Denken von Konzepten über Realität liegen eng beieinander und sind doch so grundsätzlich verschieden. Aber rot und blau unterscheiden und sich merken, wie verschieden sich das anfühlt, ist wesentlich leichter und eine große Hilfe für das Lernen.

Akademisches Studium war zum großen Teil einseitig auf den rationalen Verstand und das Lernen riesiger Netzwerke von Konzepten gerichtet. Dies wurde einseitig extrem trainiert: Das war die Phase der einseitigen Wissensorientierung, die sich im rtfMRI rot zeigt. Spüren, Fühlen und Intuition blieben Privatsache. In der heutigen Zeit mit der Wende zur Kompetenzorientierung besteht die Chance, diese Schieflage endlich gerade zu rücken.

Auf eine einfache Formel gebracht könnte man sagen: Wissensorientierung ist rot, Kompetenzorientierung ist blau im rtfMRI. Die Gehirnzustände unterscheiden sich deutlich.

Prof. Dr. John Erpenbeck hat in seinem Kompetenzmodell Wissen als eine von vielen Kompetenzen eingemeindet. Dies kann man nun getrost als rhetorischen Trick entlarven: Der Kompetenzpapst wollte alles zu einer Kompetenz erklären. Die Kompetenzlandkarte sollte vollständig sein. Das wäre auch legitim, wenn es die Unterschiede nicht verwaschen würde. Mit dem rtfMRI wird der Unterschied so deutlich wie der Unterschied zwischen rot und blau.

Judson Brewer sagt zum Schluss: Realität ist so viel köstlicher als unsere Konzepte von ihr. („Reality is so much more delicious than our concepts of it.“ ) Es geht also auch um Lebensqualität und Wohlfühlen.

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