Der britische Archäologe und Historiker Ian Morris überblickt in seinem Buch „Wer regiert die Welt?“ 15.000 Jahre Menschheitsgeschichte, siehe Spiegel Online Interview. Solche Vogelperspektiven sind sehr hilfreich, um die Gesamtentwicklung zu verstehen. Nicht nur „Global denken, lokal handeln!“, sondern sogar das globale Geschehen verstehen, um vernünftig lokal handeln zu können. Beim Verstehen kommt es gar nicht so sehr auf den, die, das Einzelne an, beim Handeln schon.
Ausgehend vom Morris-Axiom werden Faulheit, Angst und Habgier als Antriebskräfte der Gesamtentwicklung identifiziert: „Veränderungen werden von faulen, habgierigen, verängstigten Menschen bewirkt, die nach leichteren, profitableren und sichereren Wegen suchen, ihr Leben zu führen.“ Wer 15.000 Jahre überblickt, muss zu solch einem Schluss kommen: Das sind die anthropologische Konstanten.
Hinzu kommt seiner Einsicht nach: „Und sie wissen dabei nur selten, was sie eigentlich tun.“ Die Gesellschaft befindet sich in einem Blindflug und glaubt, über einen freien Willen zu verfügen und steuern zu können. Die Geschichte zeugt vom Gegenteil.
Sein Resumée: „Entweder schaffen wir eine Transformation, die die industrielle Revolution weit übertreffen und die meisten unserer Probleme lösen wird, oder wir taumeln in eine Katastrophe, wie es noch keine gab.“ Jedoch: „Die Welt lässt sich nicht per Willenskraft verändern.“, durch neues, global kommuniziertes Denken schon: „Jede geschichtliche Periode bekommt das Denken, das sie braucht.“ Vogelperspektiven-Denken und -Verstehen gehören sicherlich auch zu den erforderlichen Kompetenzen dieser und der nächsten Generationen.