Warum gibt es Plagiate? Im letzten Blogeintrag wurde nur die moralische Dimension betrachtet. Ich sehe jedoch mindestens fünf weitere Dimensionen.
Warum gibt es Plagiate?
1. Schreibtechnisch:
Weil Apostroph vergessen wurde.
Weil die Quelle vergessen wurde.
Weil bei der Stoffsammlung nicht sauber zwischen eigenen Notizen und kopierten Texten unterschieden wurde.
2. In den Geisteswissenschaften:
Weil die Paraphrase als gebräuchliches Mittel
in der Geisteswissenschaft üblich war.
Weil es angeblich jeder so gemacht hat, sogar die ganz Großen.
Weil der Übergang von der Paraphrase zum Plagiat schleichend ist.
3. Moralisch:
Weil Leute betrügen wollen.
Täuschungsversuch.
4. Sprachtheoretisch:
Weil dem Wort mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als der Bedeutung.
Die elegante Formulierung ergibt Pluspunkte. Wortgeklingel wird zu hoch bewertet und wichtiger als die nackte Sachlage.
Überreden (lat. persuadere) statt überzeugen (lat. convincere), Persuasion statt Argumentation.
5. Kompetenzorientierter Erklärungsversuch:
Weil die Plagiateure nichts Eigenes sagen können.
Weil sie etwas nicht verstanden haben oder nicht können.
Weil ihnen die eigene Kompetenz fehlt.
6. Gesellschaftlich:
Weil die Plagiateure nichts Eigenes zu sagen haben.
Weil der gesellschaftliche Druck, etwas zu sagen, zu groß ist.
Publish or Perish.
OK, wenn man nun alle diese Gründe an sich vorüber ziehen lässt, welches Gewicht nimmt dann noch die moralische Dimension ein? Das hängt wohl vom eigenen Menschenbild ab …
Literatur:
Zum „Warum?“ siehe auch http://plagiat.htw-berlin.de/ff-alt/03schule/warum.html
Strategien der Plagiatsbekämpfung:
https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/agrar/Studium/Plagiate/strategien_plagiate.pdf