Kant hatte uns noch Mut zugesprochen, den eigenen Verstand zu gebrauchen (Sapere aude, lat. wörtlich: „Wage zu schmecken“, „sapere“ enthält die Wurzel „sap-„, „schmecken“, „riechen“, „merken“, im übertragenen Sinne „bemerken“; „sapiens“ ist sowohl der Feinschmecker als auch der Weise, der Philosoph. Bewusstsein als bewusstes schmecken. Das kann man nur selber. Das entzieht sich jeder Kopiermöglichkeit.).
Neues zu denken erfordert Mut. Den ausgetretenen Pfaden zu folgen, ist so viel einfacher und bequemer.
Die Zukunft kann auch ganz anders sein. Nicht als lineare Fortsetzung der Vorstellungen der Gegenwart. Das zu denken erfordert Flexibilität und Offenheit. Jetzt. Von allen.
In der Vergangenheit war es ganz natürlich, dass ältere Menschen gesagt haben: „Diese Zukunft ist nicht mehr meine Zukunft. Soll die nächste Generation damit glücklich werden.“ Das war eine Art Generationenwechsel und ein legitimes Verabschieden von Zukunftsgestaltung.
Früher war Wissenschaft die wichtigste Zukunftsgestalterin. Heute überholen Technikentwicklung und globale Produkte die Wissenschaft (siehe z.B. Michael Kerres über Google+). Angesichts der immer schnelleren Innovationszyklen führt die ehemals verständliche Haltung des Generationenwechsels heute zu einer Zukunftsablehnung und Innovations- und Technik-Feindlichkeit immer jüngerer Menschen. Das kann sich eine Gesellschaft eigentlich nicht leisten.
Die Wurzel-Ursache liegt dabei in der Flexibilität und Offenheit des Denkens, dem Mut, Neues zu denken. Lebenslange Lernfähigkeit wird zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit.
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Eine andere Taxonomie von Kompetenzen folgt einer zeitlichen Achse:
Kompetenzen zur Vergangenheitsbewältigung
Kompetenzen zur Gegenwartsgestaltung
Kompetenzen zur Zukunftsgestaltung
Übergreifende Nachhaltigkeitskompetenzen
In allen drei Bereichen bekommt der Kompetenzbegriff eine andere Bedeutung:
Kompetenzen zur Vergangenheitsbewältigung: Vergangenes aufarbeiten und einordnen können, das System und die Prinzipien durchschauen können und daraus lernen können, Stärken-Schwächen-Analyse, Fehler-Lernen statt Fehler-Verdrängen
Kompetenz zur Gegenwartsgestaltung: Es richtig machen können. „Es zum Klappen bringen“ [Dueck]. Funktionierende Systeme bauen können.
Kompetenzen zur Zukunftsgestaltung: Planungskompetenzen, Modellierungskompetenzen, Zukunftsfähigkeit hervorbringen können, Konsequenzenanalyse, Systemwechsel intuitiv vorausspüren können
Übergreifende Nachhaltigkeitskompetenzen: Aus der Vergangenheit lernen, um es in der Gegenwart zum Klappen zu bringen, so dass die Lösung auch noch in der Zukunft tragfähig bleibt
Es sind offenbar nicht die gleichen Kompetenzen, die in den verschiedenen zeitlichen Kategorien eine Rolle spielen.
In diesem Sinne sind Zukunftskompetenzen eine Teilmenge der Kompetenzen des 21. Jahrhunderts und der Nachhaltigkeitskompetenzen.
Aber kann man die Diskussion wirklich auf Kompetenzen beschränken? Geht es nicht um mehr? Auch um Wissen? Um Verstehen? Sonst müssen wir uns irgendwann eingestehen: Wir können viel, aber wir verstehen nichts. Oder: Wir sind Exportweltmeister. Aber ansonsten wissen wir nicht wirklich, was wir tun.
Bevor man sich dieser Frage zuwendet, gilt es erst einmal zu verstehen, was meint der Begriff „Kompetenz“ eigentlich? Etwas richtig machen können? Was ist dabei richtig und was ist falsch? Wer bestimmt das? Auf welches System wird dabei Bezug genommen? So ganz isoliert kann man den Begriff der Kompetenz offensichtlich nicht definieren. Es ergeben sich Bezüge zur Vergangenheit oder zu bestehenden Systemen.
Kompetenzen zur Zukunftsgestaltung können nicht darauf reduziert sein. Die Definition „Kompetenz = es richtig machen können“ ist offensichtlich nur die Interpretation (fast hätte ich geschrieben: die beschränkte Sichtweise) des „ordentlichen“ Menschen (des Linkshirn-Menschen, siehe Duecks Supramanie oder Daniel H. Pink: „A Whole New Mind“). Welche Definition schließt die Wirkung der rechten Hirnhälfte mit ein?
Die bisherigen Kompetenzen, die in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis vermittelt werden sollen, fasst der „Kompetenz-Pabst“ John Erpenbeck in der Einleitung zu seinem Buch „Handbuch Kompetenzmessung: Erkennen, verstehen und bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis“ wie folgt zusammen: „Kompetenzen sind Dispositionen selbstorganisierten Handelns. Handlungen sind entweder Subjekt-Objekt- (2 oder 3) oder Subjekt-Subjekt-Beziehungen (1), wie in folgender Grafik markiert:
Selbstorganisiertes Handeln kann sich reflexiv auf die handelnde Person selbst beziehen (P): Personale Kompetenzen
Es kann die Aktivität charakterisieren (A): Handlungskompetenzen
Es kann sich auf die Gegenstände beziehen (F): Fachlich-methodische Kompetenzen
Oder es kann auf das soziale Umfeld bezogen sein (S): Sozial-kommunikative Kompetenzen„
Die Pädagogik behauptet nun, dieses Schema sei vollständig. Stimmt das? Oder müssen wir bei dem Thema Zukunftsgestaltung und Kompetenzen des 21. Jahrhunderts das Schema erweitern? Diese Frage sollte für Schulen und Hochschulen von eminenter Bedeutung sein, da sie doch den Auftrag haben, die nächsten Generationen darauf vorzubereiten.
In diesem Blog gab es ja schon ein paar Einträge zum Thema Kompetenzen und es werden wahrscheinlich noch ein paar folgen:
Beim Thema „systemische Kompetenzen“ müsste das Schema wie folgt erweitert werden:
Systemische Kompetenz
Dabei ist (4) die Beziehung des Subjektes zum System (bildlich der Kasten, in dem alles stattfindet): Nimmt das Subjekt das System wahr? Ist es sich dessen bewusst? Oder glaubt es nur, das sei normal? Was wird als „normal“ empfunden? (Der Turing-Award-Preisträger Alan Kay hat dazu eine Rede gehalten.) Die biologische Evolution hat das Gehirn zu einem Weltmeister in Anpassung an bestehende Systeme gemacht. Anpassung ist jedoch kein Bewusstsein und führt auch nicht konsequent dorthin. Die uralte Erkenntnis „… denn sie wissen nicht, was sie tun …“ kann in die moderne Sprache übersetzt werden mit einem Mangel an systemischen Kompetenzen.
Gunter Dueck nennt auf einer Folie in seinem ZVEI-Vortrag folgende Talente, die Professionalität in kommenden Berufen auszeichnen werden. Dabei wird Professionalität definiert als „zum Klappen bringen„, also nicht bloß produzieren, herstellen, verkaufen, managen, verwalten; oder theoretisieren, es besser wissen, sondern das, worauf es am Ende ankommt: dass es klappt, was auch immer „es“ sein mag. Damit das gelingt, wird im 21. Jahrhundert in der Regel einiges mehr an Kompetenzen hinzu kommen:
Analytisches Talent
Emotionales Talent (siehe auch Kernkompetenz Propathie (Daily Dueck 144, Juni 2011), einer Mischung aus Empathie und systemischer Kompetenz)
Kreatives (neugierig-offenes) Talent
Talent für Attraktion „Intropathie“
Wille und Energie, Vitalität
Sinn für Sinn
Spiel-Intelligenz
Daniel H. Pink kommt nach den folgenden drei Kernfragen zu folgender Liste an Kompetenzen des 21. Jahrhunderts in Hochlohnländern.
Kernfragen:
Kann es ein Computer schneller/besser?
Wird es wirklich gebraucht/ benötigt? in einer Welt des Überflusses?
Haben nicht bereits Niedriglohnländer genügend Kompetenzen, um dasselbe ebenfalls leisten/ produzieren zu können?
Daraus leitet er folgende Kompetenzen des 21. Jahrhunderts für Hochlohnländer ab:
Design – Attraktivität erzeugen können jenseits von reiner Funktionalität (wie etwa Apple)
Story – Geschichten erzählen können statt nur sachliche Argumente aufzuzählen (wie etwa Hollywood)
Symphony – Das große Ganze sehen können, Synergien nutzen können (wie etwa Google)
Empathie – Emotionen und Intuition nutzen können (wie etwa Facebook)
Spiel – Aufgaben mit spielerischer Leichtigkeit erfüllen können (wie etwa iPad)
Bedeutung und Sinnhaftigkeit geben können
Als Anleitung für die Diskussion in Hochschulen stellt Dan Pink seinen Leitfaden zur Verfügung.
„Geboren um zu lernen“ ist eine Webseite, die zu diesem Thema eine Reihe anregender Animationen zur Verfügung stellt.
Offensichtlich hat die Diskussion um die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts gerade erst begonnen.
The German „Angst“ ist im Ausland schon sprichwörtlich. Hier eine weitere Variante, die Wohlstandsverlustangst, so benannt von Gunter Dueck in seinem Interview über
„Risiken und Chancen in der Wissensgesellschaft“:
Nach dem Krieg brauchte Deutschland nur 20 Jahre, um weltweit Exportnation Nr. 1 zu werden. Das war damals ein Neuanfang.
Warum geben wir uns heute mit „durchschnittlich“ zufrieden? Können wir bei durchschnittlicher Leistung noch erwarten, unseren überdurchschnittlichen Lebensstandard zu halten? Man bedenke: Wir gehören zu den 10 Prozent der Weltbevölkerung, die über 85 Prozent des Weltreichtums verfügt (GDLH). Was machen wir mit diesem Privileg?
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Gunter Dueck bringt es auf den Punkt in seiner ZVEI-Rede „Vernetzte Welten: Traum oder Alptraum?“:
Solange wir uns als Opfer fühlen, unsere Stärken nur in der Vergangenheit sehen, auf Besitzstandswahrung bestehen, nach Sicherheit rufen, wird aus der freudvollen Zukunftsgestaltung nichts werden.
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Filter Bubble ist ein neuer Begriff in der Web 2.0-Szene und meint die Wahrnehmungsblase, die durch Wahrnehmungsfilter erzeugt wird: Wir nehmen nur wahr, was unsere Filter zu uns durchlassen. Das führt zu einer Reduktion der Wahrnehmung.
Die Erkenntnis dieser Reduktion als kognitives Naturgesetz ist ein wesentlicher Grundstein der soziologischen Theorie von Niklas Luhmann. Die Soziologie kommt ins Spiel, weil der Mechanismus nicht nur individuell wirkt, sondern auch kollektiv. Luhmann fragt: „Was ist Gesellschaft?“ und antwortet: „Gesellschaft ist ein Codex von Regeln zur Wahrnehmungsreduktion.“ Gesellschaft ist also bereits eine kollektive Filter Bubble. Dazu brauchte es kein Web 2.0. Web 2.0 kann jedoch ein Verstärker dieses Reduktionsmechanismus sein. Was sind die Konsequenzen?
Eli Pariser zeigt in seinem TED-Talk, dass die Personalisierungsalgorithmen von Facebook, Google und Yahoo zu einer Verstärkung der Filter Bubble führen und sieht darin eine wesentliche Gefährdung unserer Demokratie, die davon lebt, dass wir sowohl Meinung als auch Gegenmeinung wahrnehmen. Darauf nimmt die Süddeutsche Bezug unter dem Titel „Welt ohne Gegenmeinung – Wie Google und Co. uns andere Standpunkte vorenthalten“. Google, Facebook und Co. werden als die Ursache der Wahrnehmungsreduktion gesehen.
Die Frage bleibt allerdings, was die Wurzel-Ursache ist: (a) die individuelle Selbstbestätigungsvorliebe des bestätigt werden wollenden „Durchschnittsusers“ und die kollektive Voreingenommenheit der bestätigt werden wollenden Gesellschaft oder (b) Facebook, Google und Co., die diese Vorliebe auch noch bedienen, anstatt ihr erzieherisch entgegen zu wirken. Haben Facebook, Google und Co. denn einen Erziehungsauftrag? In erster Linie handelt es sich doch um einen Geschäftsauftrag, den man umso besser erfüllt, je mehr man die Vorlieben der Kunden befriedigt. Die ökonomischen Interessen stehen an erster Stelle. Der Aufschrei der Google-, Facebook- und Co-Gegner wäre wahrscheinlich noch sehr viel größer, wenn sie einen erzieherischen Auftrag hinter Google, Facebook und Co entlarven könnten.
Wenn die Süddeutsche schreibt, dass es um eine digitale Ökologiebewegung gehe, in der Internet-Nutzer Bürger und nicht Kunden oder Konsumenten sind, so steht dieser Aufruf in einer Reihe mit Gunter Duecks Abschied vom Home oeconomicus. Gunter Dueck geht jedoch darüber hinaus. Er fordert den Abschied generell.
Wenn die Google-, Facebook- und Co-Kritiker die Notwendigkeit zum Abschied von der Dominanz des ökonomischen Dogmas nur in der Internet-Welt sehen, jedoch nicht in ihrer eigenen, so zeigt dies eine einseitige Blindheit. Die Selbstbestätigungsvorliebe der Technikfeindlichen sieht das Feindliche nur in der Technik.
Was sind die Hürden im Zugang zum systemischen Denken?
Die erste Hürde liegt in der Abstraktion. Wir sind immer irgendwo drin, in einem Geschehen, in einer Geschichte, in einem Auftrag, in einer Dynamik. Wir sind so in alltäglichen Erfordernissen, Zielen, Abwehr, Wünschen oder Ablehnen vertieft, dass für Übertägliches kein Raum mehr bleibt.
Die zweite Hürde liegt in den gefundenen Abstraktionen. Wenn es immer die gleiche Antwort ist, kann das Fragen nicht echt sein. Wenn es immer die gleiche Erkenntnis ist mit immer der gleichen Abstraktion, scheint für neue Erkenntnis mit neuen Abstraktionen kein Raum zu sein.
Auch die letztendlichen Dinge haben System.
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Der britische Archäologe und Historiker Ian Morris überblickt in seinem Buch „Wer regiert die Welt?“ 15.000 Jahre Menschheitsgeschichte, siehe Spiegel Online Interview. Solche Vogelperspektiven sind sehr hilfreich, um die Gesamtentwicklung zu verstehen. Nicht nur „Global denken, lokal handeln!“, sondern sogar das globale Geschehen verstehen, um vernünftig lokal handeln zu können. Beim Verstehen kommt es gar nicht so sehr auf den, die, das Einzelne an, beim Handeln schon.
Ausgehend vom Morris-Axiom werden Faulheit, Angst und Habgier als Antriebskräfte der Gesamtentwicklung identifiziert: „Veränderungen werden von faulen, habgierigen, verängstigten Menschen bewirkt, die nach leichteren, profitableren und sichereren Wegen suchen, ihr Leben zu führen.“ Wer 15.000 Jahre überblickt, muss zu solch einem Schluss kommen: Das sind die anthropologische Konstanten.
Hinzu kommt seiner Einsicht nach: „Und sie wissen dabei nur selten, was sie eigentlich tun.“ Die Gesellschaft befindet sich in einem Blindflug und glaubt, über einen freien Willen zu verfügen und steuern zu können. Die Geschichte zeugt vom Gegenteil.
Sein Resumée: „Entweder schaffen wir eine Transformation, die die industrielle Revolution weit übertreffen und die meisten unserer Probleme lösen wird, oder wir taumeln in eine Katastrophe, wie es noch keine gab.“ Jedoch: „Die Welt lässt sich nicht per Willenskraft verändern.“, durch neues, global kommuniziertes Denken schon: „Jede geschichtliche Periode bekommt das Denken, das sie braucht.“ Vogelperspektiven-Denken und -Verstehen gehören sicherlich auch zu den erforderlichen Kompetenzen dieser und der nächsten Generationen.
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Die Grundprinzipien sind immer dieselben, sonst wären sie keine Grundprinzipien. Ob man die Grundprinzipien im Studium oder beim Reiten lernen kapiert, ist völlig unerheblich.
Schuld kommt aus der Vergangenheit und Verantwortung richtet sich auf Zukunft. Wer Verantwortung nur für Vergangenes übernimmt, entzieht sich seiner Verantwortung für Zukunft.
Die systemischen Antreiber aus der Vergangenheit sind Ausgleichsstreben und gefühlte Gerechtigkeit. Ein System strebt immer nach Ausgleich, so oder so. Solange wir uns von diesen Antreibern blind steuern lassen, bleibt es beim Blindflug. Im Streben nach Ausgleich wird selbst wieder Ungerechtigkeit in die Welt gesetzt. So kann es nie aufhören.
Erschwert wird das Aufhören durch die Multidimensionalität. Es handelt sich nicht um eine Systemik, sondern um die Überlagerung vieler paralleler Systemiken (Multi-Systemik) existenzieller, familiärer, beruflicher, gesellschaftlicher, nationaler, kultureller und religiöser Art. Das Zusammentreffen an einem Ort nennen wir Person oder Persönlichkeit, dabei handelt es sich nur um die Summe von Programmierungen und geglaubten Zwängen.
Um die Blindheit zu überwinden, braucht es die Kompetenzen, Unmöglichkeiten als solche zu erkennen, Möglichkeiten wahrzunehmen und drittens beides voneinander unterscheiden zu können und viertens daraus eine Handlungskompetenz zu gewinnen.
Zukunft mitgestalten, ohne sich blind von den Antreibern der Vergangenheit steuern zu lassen, setzt einen gewissen Lösungsprozess voraus: Man löst sich aus den systemischen Verstrickungen, dem zwanghaften Ausgleichen wollen, dem zwanghaften Streben nach gefühlter Gerechtigkeit, indem man erkennt, wo der Zwang herkommt, was da eigentlich nach Ausgleich strebt und welche Ungerechtigkeit endlich aus der Welt geschafft werden soll. Freier Wille setzt Bewusstsein voraus, sonst ist es nur das Wirken einer Programmierung angesichts der wahrgenommenen Zwänge. Da Wahrnehmung immer selektiv ist, muss Ausgleich unvollständig bleiben, was die Ursache für die Schaffung neuer Ungerechtigkeiten ist.
Die Kompetenz zur Entstrickung (als Gegenbewegung zur Verstrickung) nennen wir plakativ die Tabula Rasa-Kompetenz. Immer wieder neu anfangen. Als Anfänger frisch und unbefangen an die Gegenwarts- und Zukunftsgestaltung herangehen. Anfänger-Geist statt in Komplexität verstrickter, eindimensional optimierender Roboter.
Die Tabula Rasa-Kompetenz ist das Sich-Selbst-Herausziehen (eine Art Rückwärtsgang) aus dem Scheinwissen, den Voreingenommenheiten, den Scheingefühlen und dem Scheingewissen hin zu der sokratischen Weisheit des Nichtwissens, sowohl des Nichtmehrwissens als auch des Nochnichtwissens.
Die Tabula Rasa-Kompetenz darf jedoch nicht als Verdrängung oder Flucht missbraucht werden, sonst ist sie nur eine weitere Spielart der Blindheit und löst neue Ungerechtigkeiten aus. Auf dem leeren Tisch (lat. tabula rasa) kann man die Gegebenheiten übersichtlicher ausbreiten. Übersicht schafft Klarheit. Das ist die Chance zum Klarlernen.
Swipe im Blogsy App muss man erst einmal verstehen. Mit einem Wischen wird die Schreibfläche aktiviert. Neues Gerät, neues User Interface, neue Interaktionsgewohnheiten.
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