8 gute Gründe für LEA

eLearning an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg:

http://www.bib.h-brs.de/bibmedia/Downloads/bibliothek/ILIAS/Lernmodule/8+gute+Grüde+für+LEA+/story_html5-p-11314.htmlwpid-PastedGraphic1-2013-03-4-14-45.tiff

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Bewusstsein als neue Didaktik-Dimension

Bis 1995 war das Thema „Bewusstsein“ ein CKM (Career Killing Move, slang for a bad job/political action, Karriere beendende Entscheidung). Wer sich das Thema auf seine Forscherfahnen geschrieben hatte, war verloren. Er wurde von der Forschergemeinde nicht mehr ernst genommen und in die Esoterik-Ecke abgeschoben. Das hat sich seit 1995 grundlegend geändert. Hier hat offenbar ein Paradigmenwechsel nach Thomas S. Kuhn stattgefunden. Auch Francis Crick, der berühmte Nobelpreisträger und Entdecker der DNS (DNA), glaubte daran, dass die Rätsel des Bewusstseins in den nächsten 30 Jahren geknackt werden können. Besonders hilfreich sind dabei die neuen empirischen Befunde der Neurowissenschaften. Sie liefern verlässliche Daten, auf deren Grundlage Theorien zuverlässig falsifiziert werden können. Sie sind jedoch nur wichtige Datenlieferanten und empirisches Untersuchungsfeld. Die Theorien können auch aus anderen Wissenschaften kommen. Philosophie könnte möglicherweise eine Renaissance in seiner wissenschaftlichen Bedeutung erleben. Informatik – verstanden als eine Wissenschaft komplexer Systeme und Systemik und nicht nur als Techniklieferant – könnte hier auch eine wachsende Rolle spielen.

Während die Didaktik noch mit dem Transfer von Wissens- zur Kompetenzorientierung beschäftigt ist, kündigt sich am Horizont schon die nächste Welle von Veränderungen an: Die Hinzunahme einer weiterer Dimension zur Betrachtung didaktischer Tätigkeiten und Wirkungen, die Dimension des Bewusstseins.

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Dieses dreidimensionale Koordinatensystem der Bildung habe ich bereits in meinem Blogeintrag vom 8. Juli 2011 erläutert.

Das spiralige Modell der Bildung in dem Koordinatensystem aus Wissen („Was weiß ich?“) und Kompetenzen („Was kann ich?“) und Bewusstsein („Was sehe ich? / Was nehme ich wahr?“) könnte ganz praktische Auswirkungen im didaktischen Design und Curriculum haben: Wenn Studierende im ersten Semester z.B. die Vorlesung Algebra hatten, so werden sie in einem höheren Semester noch einmal mit dem gleichen Thema konfrontiert, indem man sie zu Tutoren für die Erstsemester-Übungen in Algebra ausbildet. Sie arbeiten dann mit dem gleichen Thema aus einer völlig anderen Perspektive, nämlich als Tutoren und Lehrende. Dadurch wird einerseits das Wissen in Algebra und die Kompetenzen des Rechnens und Beweisens vertieft und andererseits etliches bewusst, was im ersten Semester in der Einseitigkeit des Schülerdaseins untergegangen war und diesmal mit der neuen Rolle des Lehrenden die Chance hat, endlich wahrgenommen zu werden.

Mit dem neuen Thema „Bewusstsein“ stellen sich im Bildungssystem neue Fragen: Haben unsere Bildungseinrichtungen und -maßnahmen eigentlich zu mehr oder zu weniger Bewusstsein geführt? Welche Erweiterungen bewirken sie und welche (gewollten und ungewollten) Reduktionismen? Sind wir uns dessen bewusst oder ist es nur ein nicht beachtetes Nebenprodukt? Haben unsere Bildungseinrichtungen und -maßnahmen überhaupt Auswirkungen in der Bewusstseinsdimension oder ist dies zur Zeit Privatsache? Sind sich unsere Bildungseinrichtungen der jeweiligen Veränderungen im Bewusstsein bewusst, die sie zu verantworten haben?

Eine gute Einführung in die moderne Bewusstseinsforschung gibt Metzinger in seinen Mainzer Vorlesungen, erhältlich als DVD-Set:
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Interessant sind hier auch die Schilderungen Metzingers zum historischen Umfeld des Paradigmenwechsels 1995: In Deutschland begegnete ihm geschlossene Ablehnung. Nur durch die Fürsprache des Grandseigneurs der medizinischen Psychologie, Ernst Pöppel, wurde ihm Duldung gewährt. Bei seinem Forschungsaufenthalt in San Diego in Kalifornien wurde ihm dagegen Mut gemacht, den neuen Weg zu gehen.

Kurzgefasste Vorträge gibt es beim SWR: SWR2 Wissen: Aula, Das letzte Rätsel der Philosophie, Was ist das Bewusstsein, Teil 1 bis 3.

Was Niklas Luhmann für die Soziologie war, könnte Metzinger für die Bewusstseinsforschung in Deutschland werden. Was der Reduktionismus bei Luhmann war („Was ist Gesellschaft? Gesellschaft ist ein Codex von Regeln zur Wahrnehmungsreduktion.“), ist die Blindheit mit ihren vielen Varianten in der Bewusstseinsforschung:

Verblüffend ist das Video von Christopher Chabris und Daniel Simons. Allerdings ist es für die Wirksamkeit essenziell, dass das Auditorium wirklich auf die Aufgabe einlässt, die Anzahl der Pässe von weiß zu weiß in dem Video zu zählen. Ein wenig theatralisch ist das Video mit den Worten einzuführen, dass diese Aufgabe alleine wichtig sei. Die Aufmerksamkeit des Auditoriums ist vor Beginn des Videos auf die Aufgabe zu fokussieren. Viele Studierende in der Mainzer Vorlesung (siehe DVD) haben das nicht getan und daher auch den Effekt der Unaufmerksamkeitsblindheit nicht in diesem Experiment an sich selbst erlebt. Sie würden sich aber etwas vormachen, wenn sie darauf den Schluss ziehen würden, „besser zu sein“ oder „vor dieser Blindheit gefeit“ zu sein. Sie haben sich lediglich nicht auf die Aufgabe eingelassen.


Aufgabe: Zählen Sie die Anzahl der Pässe von weiß zu weiß. Erst danach Erläuterungen lesen.

Wer hat gut gezählt, war aber ansonsten blind?

(Oh, welche Symbolik in dieser Fragestellung! )

Experimente mit diesem Video haben ergeben, dass 90% der Probanden, die gut gezählt haben, ansonsten blind waren.

In dieser Symbolik stellt sich für unser Bildungssystem die Frage, was denn das Bildungsziel sein soll: etwa nur gut zählen zu können?

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Keine elektronischen Geräte im Klassenraum

Als Reaktion auf die Vorgabe „Keine elektronischen Geräte im Klassenraum“ („No electronic devices in classroom„) hat in folgendem Video ein Student eine herkömmliche mechanische Schreibmaschine in die Vorlesung mitgebracht, um den Tafelinhalt abzutippen:

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MOOC für Jeden

„E-Learning für Jeden“ gibt es heute mit Massive Open Online Course (MOOC). „To MOOC or not to MOOC, that is the question. Everyone seems to be going MOOC-crazy these days.“ titelt die Academic Cooperation Association (ACA) in ihrem Newsletter Edition 142, Februar 2013.

Als die vier großen Plattformen werden genannt:
wpid-external_link_new_window-2013-03-2-07-54.gifCoursera
wpid-1__@__external_link_new_window-2013-03-2-07-54.gifedX
wpid-2__@__external_link_new_window-2013-03-2-07-54.gifUdacity
wpid-3__@__external_link_new_window-2013-03-2-07-54.gifFuturelearn

Udacity, Coursera und edX sind die drei großen Plattformen der USA, an denen sich auch Hochschulen aus Kanada, den Niederlanden, Australien und Schweiz beteiligen. Futurelearn ist ein nationales britisches Unterfangen, politisch vorangetrieben durch den britischen Premierminister persönlich. Lifelong Learning wird hier praktisch in die Tat umgesetzt.

Warum fehlt in der Liste eigentlich die deutsche Plattform OpenHPI ?

Der Artikel enthält eine Liste der Vor- und Nachteile der MOOCs (Pro´s und Con´s).

Der Stifterverband macht gerade eine Ausschreibung zum Thema MOOC, siehe „MOOC Production Fellowship“. 30. April 2013 ist Ende der Bewerbungsphase.

Um MOOC-Plattformen zu betreiben, benötigt man Software. Diese wurde von den großen Betreibern teilweise der Open Source-Bewegung gestiftet:

Damit kann jeder zum MOOC-Betreiber werden. Massive Skalierbarkeit wird durch den darunter liegenden Software-Stack garantiert: Entweder (A) Google App Engine, Django, Python, MySQL, Github oder (B) Amazon Web Services (AWS).

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Die Rolle des eLearning in der Gesellschaft

Welches Problem will die Gesellschaft eigentlich mit eLearning lösen?

A) Verbilligung des Studiums: Akademisierung für alle
B) Erleichterung des Studierens: Studieren „anytime, anywhere, anyhow
C) Aktivierung, Organisation und Unterstützung des Studiums
D) Vorbereitung auf die digitale Welt von morgen
E) Qualitätsverdichtung

Was sind die entsprechenden Qualitätsindikatoren?

zu A) Verbilligung des Studiums: Akademisierung für alle

Ob Akademisierung für alle ein erstrebenswertes Ziel sei, scheint gesellschaftlich noch eine offene Frage zu sein. Die OECD empfiehlt 50%, die vdi-Nachrichten titeln „Die Akademisierung breiter Schichten ist unsinnig“ (4. Januar 2013) und sehen eine sinnvolle Akademikerquote eher bei 20%. „Bei Akademikern herrscht fast Vollbeschäftigung“ titelt die Tagesschau am 26.2.2013. Prof. Gunter Dueck sieht „die Notwendigkeit des Studiums für Jeden“, siehe Youtube-Video.

„Akademisierung für alle“ hat Konsequenzen für den Bildungsmarkt: In den USA gibt es bereits Angebote, einen Bachelor für 9.999 $ „im Sonderangebot“ zu erwerben. Das geht nur durch drastische Reduktion der „contact hour„, der persönlichen, individuellen Betreuung durch Hochschulpersonal. Stattdessen werden möglichst viele Aspekte des Studierens automatisiert: Punkte werden von einem Regelsystem vergeben statt von einem menschlichen Fachmann oder einer Fachfrau. Einige Aspekte des Studierens lassen sich damit organisieren, andere nicht. Daher sind der Kostenreduktion Grenzen gesetzt.

Qualitätsindikator: „contact hour“, Akademikerquote, Beschäftigungsquote (inverse Arbeitslosenquote)

zu B) Erleichterung des Studierens: Studieren „anytime, anywhere, anyhow

Studieren ist heute schon sehr erleichtert. Dozenten stellen ihre Vortragsfolien oder gar Videos online. Studierende müssen in der Vorlesung nicht mehr mitschreiben oder gar nicht mehr erscheinen. Übungen sind online und können bequem von zuhause aus eingereicht werden. Literatursuche geht online vom Wohnzimmersessel aus. Manchmal wird das alles so leicht, dass es sich gewissermaßen in Luft auflöst: Findet echtes Studieren überhaupt noch statt? Oder nutzen Studierende alle Mittel und Möglichkeiten, um kosten- und aufwandsoptimiert so gute Noten wie möglich zu erhalten? Studieren als minimierte Nebentätigkeit?

Qualitätsindikatoren: Online Material, Selbstbedienungsfunktionen zur Studienunterstützung, Selbstbestimmbarkeit „Wie ich studieren will“, Zeitunabhängigkeit, Ortsunabhängigkeit, universelle Kompatibilität („Kann ich mir die Vorlesung auch auf meinem Android-Handy anschauen?“), Minimierbarkeit des Studiums (positiv: um andere wichtige(-re) gesellschaftliche oder familiäre Aufgaben erfüllen zu können, negativ: Minimierung des Studiums bis hin zur Nebentätigkeit)

zu C) Aktivierung, Organisation und Unterstützung des Studiums

Aus der Schule stammt die Schulmentalität, nur das zu lesen, was der Lehrer will und in der Klassenarbeit verlangt. Man lernt in der Schule nur das, was man lernen „muss„. Dergestalt sozialisiert und konditioniert, wartet man in der Hochschule darauf, dass einem jemand sagt, was man tun „muss“. Das eigene wissenschaftliche Interesse hat sich noch nicht entwickelt. Dass man einer wissenschaftlichen Fragestellung aus eigenen Stücken folgt, sich freiwillig in die Bibliothek setzt, eigenständig Bücher in die Hand nimmt und selber liest, hat sich noch nicht ergeben. An diese Art von Studierenden, zugegeben nur eine kleine Teilmenge, wendet sich das Angebot des StudiNavi zur Aktivierung, Organisation und Unterstützung des Studiums. Exemplarische Nutzungsszenarien sind folgende:

StudiNavi-Szenarien:

  • Die Vorlesung „Algebra“ findet heute ausnahmsweise in H.2 statt.
  • Zu der Klausur „BWL I“ musst du dich noch diese Woche anmelden. Das Anmelde-Portal findest du unter Link XYZ.
  • Jetzt musst du eine Lerngruppe für Algebra suchen. Das entsprechende Lerngruppen-Portal findest Du unter Link XYZ.
  • Kurz-Quizz: Wie lautet das Assoziativgesetz? (für das Microlearning in der Bahn)
  • In 6 Wochen ist Klausur in Algebra. Wenn du jeden Tag 2 Stunden lernst, kannst du es schaffen. Ein entsprechender täglicher Terminblock wurde automatisch in deinen Kalender eingetragen. Die Übungsaufgaben stehen unter Link XYZ.
  • Für die Zulassung zur „BWL II“ fehlen dir noch 6 Credits aus dem ersten Semester. Diese kannst du am schnellsten erwerben durch Teilnahme an der Lehrveranstaltung ABC.

Qualitätsindikator: Aktivierungsgrad, Organisationsunterstützung, Lernunterstützung

zu D) Vorbereitung auf die digitale Welt von morgen

Leben und Arbeit verlagern sich zunehmend ins Digitale. Die „Digital Natives“ beherrschen jedoch nur private Anwendungen, die sie zufällig kennen gelernt haben. Professionelle Anwendung der neuen Medien ist ihnen genauso fremd wie den „Digital Immigrants“. Durch den Einsatz digitaler Medien im modernen Unterricht erfolgt eine ständige Begleitung einer Einführung in die professionelle Nutzung der digitalen Werkzeuge.

Qualitätsindikator: Nutzung der neuen Medien im Unterricht, Online Hilfen aktiv im Studium einsetzen, Web 2.0 und Cloud Services in der Lehre aktiv integrieren, Verankerung im Curriculum

zu E) Qualitätsverdichtung

Nicht die Anzahl der Stunden, die man in der Hochschule verbringt, sind für die Qualität des Studiums entscheidend, sondern die „Studier-Dichte„, „Lern-Dichte“, „Qualitätsdichte“. Die Zeit, die man in einer Warteschlange verbringt, im Hörsaal desinteressiert herum gammelt oder in der Bahn auf der Fahrt zur Hochschule, ohne diese produktiv zu nutzen, trägt nicht zur Studienqualität bei. Smartphones, Tablets und Notebooks erlauben jedoch neuerdings ein „always on“ – immer online, immer studieren, niemals warten, niemals herum trödeln.

Qualitätsindikator: Angebot an „Lernverdichter“ und „Studierverdichter“

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Globale Steuerung der Bildungssysteme mit Daten

Daten können das Bildungssystem nachhaltiger verändern als Administration.

„… PISA shows that data can be more powerful than administrative control …“

„In bureaucratic school systems, teachers are often left alone in classrooms with a lot of prescription on what they should be teaching. High-performing systems are very clear what good performance is. They set very ambitious standards, but then they enable their teachers to figure out, what do I need to teach to my students today? The past was about delivered wisdom in education. Now the challenge is to enable user-generated wisdom. High performers have moved on from professional or from administrative forms of accountability and control — sort of, how do you check whether people do what they’re supposed to do in education — to professional forms of work organization. They enable their teachers to make innovations in pedagogy. They provide them with the kind of development they need to develop stronger pedagogical practices. The goal of the past was standardization and compliance. High-performing systems have made teachers and school principals inventive. In the past, the policy focus was on outcomes, on provision. The high-performing systems have helped teachers and school principals to look outwards to the next teacher, the next school around their lives.

And the most impressive outcomes of world-class systems is that they achieve high performance across the entire system. You’ve seen Finland doing so well on PISA, but what makes Finland so impressive is that only five percent of the performance variation amongst students lies between schools. Every school succeeds. This is where success is systemic. And how do they do that? They invest resources where they can make the most difference. They attract the strongest principals into the toughest schools, and the most talented teachers into the most challenging classroom.“


http://www.ted.com/talks/andreas_schleicher_use_data_to_build_better_schools.html

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Der Preis des funktionalen Reduktionismus

Wissenschaft hat den Anspruch,
ausschließlich objektiv zu sein.
Um jedoch ein gutes Leben leben zu können,
braucht man beide Seiten:
sowohl die objektive als auch die subjektive.

Die objektive Seite des Schulbesuches
ist die Erlernung der Basis-Kulturtechniken,
am Anfang Rechnen, Lesen und Schreiben.
Subjektiv entsteht der Eindruck,
dass das Ziel sei, ein möglichst fehlerlos
funktionierender Rechen-, Lese- und Schreibautomat zu werden.
Durch Schulnoten wird dieses Lernziel konditioniert.

Wenn parallel zum gesprochenen Wort
immer auch das geschriebene Wort
wie ein Laufband durch den eigenen Kopf zieht,
dann ist dies zunächst einmal eine große Hilfe,
um Rechtschreibung zu trainieren
und objektiv bessere Noten zu bekommen.

Kann man dieses Laufband jedoch nicht mehr abstellen,
handelt es sich um eine Zwangsneurose.
Objektiv ist alles perfekt erlernt und das Lernziel erreicht,
subjektiv ist etwas schief gegangen.
Um die subjektive Pathologie kümmert sich jedoch niemand,
solange das objektive Lernziel erreicht wird.

In der Phase der Industrialisierung gab es noch keine Computer.
Die Gesellschaft hatte jedoch einen hohen Bedarf an
zuverlässigen Automaten.
Schule hat diesen gesellschaftlichen Bedarf gedeckt.
Die subjektiven Pathologien waren der Preis, den man dafür gezahlt hat.
In der Phase der Industrialisierung war funktionaler Reduktionismus
noch eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Heute haben wir Computer,
die das Automatisierbare viel besser beherrschen als Menschen.
Kultur und Gesellschaft sind jedoch
in den alten Schul-Traditionen stecken geblieben.
Die Lernziele und Prüfungsmethoden sind heute weiterhin
auf die Perfektion des objektiv Automatisierbaren ausgerichtet.

Unsere Gesellschaft ist in ihrer Entwicklung an einem Punkt,
der sicherlich noch Weiterentwicklung und Reifung zulässt:
Die Hilfestellungen für junge Menschen sind noch zu unausgereift.
Bei zu vielen Fragestellungen ist der Mensch auf sich allein gestellt
und findet weder in der Kultur, noch in der Technik,
        noch in der Gesellschaft genügend Unterstützung.
Häufig im Gegenteil:
Es gibt zu viele irreführende Fingerzeige,
Kulturen, Gebräuche.
Jeder einzelne Mensch muss sich durch eine immer dickere Schicht
von Irreführungen hindurch arbeiten und „klarlernen“.

Nach der Industrialisierung kam die Wissens- und Kreativgesellschaft.
Heute ist das Wissen um die subjektiven Belange jedes einzelnen Menschen
zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.
Unsere Gesellschaft kann sich
den funktionalen Reduktionismus
sowohl menschlich als auch wirtschaftlich
einfach nicht mehr leisten.

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Global Big Data: Ökonomische Graphmodelle

Big Data ist ein neuer IT-Trend, ein Hype: „Als Big Data werden besonders große Datenmengen bezeichnet, die mit Hilfe von Standard-Datenbanken und Datenmanagement-Tools nicht oder nur unzureichend verarbeitet werden können. Problematisch sind dabei vor allem die Erfassung, die Speicherung, die Suche, Verteilung, Analyse und Visualisierung von großen Datenmengen.“ (Wikipedia) Dabei liegen heute im Internet viele Daten und Informationen, die auf ihre intelligente Auswertung warten. Das könnte man als „Global Big Data“ bezeichnen. Die moderne Datenbank-Technologie kann dabei unterstützen, z.B. NoSQL, Neo4J, Cypher usw., die vorhandenen komplexen Daten auszuwerten. Graphen spielen dabei eine dominante Rolle.

James B. Glattfelder hat das weltweite ökonomische Eigentumsnetzwerk als Graph modelliert und untersucht:
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Eigentum und Kontrolle können auch über mehrere Stufen indirekt erfolgen, z.B.
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Als Ergebnis der Graph-Analyse erhält man, dass nur 0,123% der Eigentümer über 80% der transnationalen Unternehmen (transnational corporations, TNCs) kontrollieren:
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In absoluten Zahlen: Nur 737 Eigentümer, die meisten davon in USA und GB, kontrollieren weltweit mehr als 480.000 transnationalen Unternehmen. Nur 146 Eigentümer verfügen über die globale Kontrolle von 40%.

Zitate zur Finanzkrise:

J.C.Trichet: „Als die Krise kam, wurden gravierende Beschränkungen der ökonomischen und finanziellen Modelle sofort sichtbar.“

Lord Turner: „Schlechte, simplifizierende und zu vertrauensselige (overconfident) Ökonomie hat mit dazu beigetragen, die Krise entstehen zu lassen.“

Die Freischaltung der Daten, wie jetzt mit GovData, sind ein Beitrag zur Transparenz und eine Einladung, bessere Modelle zu entwickeln, um Krisen zu verhindern.

http://www.ted.com/talks/lang/de/james_b_glattfelder_who_controls_the_world.html

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Rolle der Mathematik in der Illusion der Wirklichkeit

Einige Zitate aus der Sendung ZDFneo „Die Illusion der Wirklichkeit“:

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http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1766286/Die+Illusion+der+Wirklichkeit

Schwarze Löcher haben in unserem beobachtbaren Universum eine endliche Lebensdauer.
Die Idee, dass kein Staubkorn des Universums jemals verloren ginge,
gehört damit in das Reich der Mythen.

Die Verbindung zwischen der Mathematik und der Realität ist ein Wunder.
Aber sie funktioniert.

Es ist geradezu irrational, wie gut die Mathematik funktioniert.
Warum sollte sich die Welt nach mathematischen Gesetzen richten?

Sie ist nicht nur mit den Gesetzen der Mathematik leichter zu beschreiben.
Wenn man tiefer in die Realität vordringt,
wird die Mathematik sogar zum einzigen Mittel,
um die Realität zu beschreiben.

Das Universum existiert nicht in Raum und Zeit,
sondern Raum und Zeit existieren im Universum.

Die Informationen, die am Rand des Universums codiert sind,
könnten wichtiger sein als die Materie.

Die Realität ist ganz anders als sie scheint.
Wir sind nur durch unsere eigene Vorstellungskraft begrenzt.

Wir haben da einige Hinweise,
die Quantenmechanik,
die Relativitätstheorie,
das holographische Prinzip,
und noch ein paar andere,
und jetzt muss nur noch einer kommen,
der uns aus all dem ableitet,
was es uns über die Realität verrät.

Kommentar: Statt Materialismus sagt man heute Physikalismus, um die Weltanschauung zu bezeichnen, die in dem Glauben besteht, alles auf die physikalischen Gesetze der Materie reduzieren zu können. Was soll dieser Physikalismus jedoch noch bedeuten angesichts dieser modernen Physik?

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Spiegelfechterei

Im Spiegelkabinett sehen wir viele Spiegelungen.
Und doch gibt es nur das eine Original.
Was hilft es, sich darüber zu streiten,
ob das dritte Spiegelbild von links
„originaler“, „echter“ oder „wahrer“ sei als das fünfte Spiegelbild von rechts?

Nach dem Modell der „Gewaltfreien Kommunikation“
von Marshall Rosenberg
gibt es nur die 4 Grundgefühle
Angst, Wut, Trauer und Freude.

Angst ist letzten Endes die Angst vor dem Unbekannten.
Ihr Antagonist ist die Freude am Leben
verbunden mit der Neugier nach Unbekanntem.

Alle anderen Gefühle sind demnach Derivate,
abgeleitete Gefühle, Projektionen.
Projektionen sind jedoch nur Spiegelbilder
und niemals das Original.

Stimmt das Modell?
Ist es das einzig richtige?
Wohl kaum.
Weitere Modelle sind im Umlauf:
Welches Modell richtiger sei als das andere,
wäre wieder die Frage, welches Spiegelbild echter sei.

Dabei geht es nicht primär um die Richtigkeit der Modelle,
sondern um die Frage:
Wie kommt man vom Spiegelbild zum Original?
Welche Fragen führen dorthin?

Die Frage „Welche Energie ist das?“ lenkt den Blick zurück zum Original.
Die energetische Brille ermöglicht den Blick auf die Grundform der Energie.
Die energetische Wahrnehmung ist eine andere Ebene der Wahrnehmung.
„Aus welcher Energie wird das Gefühl gespeist?“
führt häufig zu verblüffenden Erkenntnissen.
Dann spielt die Frage nach dem Wahrheitsgehalt
der verschiedenen Spiegelbilder und Modelle keine Rolle mehr.

Hinter dem Sicherheitsbedürfnis wird Angst erkannt.
Schuld und Verantwortungsgefühl sind die beiden Seiten der gleichen Medaille.
Angst vor Verantwortung hat seine Wurzel in der Angst vor Schuld.
Wenn man Verantwortung hat, will man auf Nummer Sicher gehen,
damit man sich keine Schuld aufhalst.
Häufig geht es nicht um das Gefühl selbst, sondern um die „Angst davor“.

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